First in – last out: Wegen Corona befindet sich die Event-Branche in einer tiefen Krise

Mit der deutschlandweiten Aktion „Night of Light“ wollten die Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft und auch die freiberuflichen Dolmetscherinnen und Dolmetscher auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen.

Seit Anfang März, als die ersten Großveranstaltungen abgesagt wurden, liegt das Geschäft praktisch brach: keine Konferenzen, keine Messen, keine Theateraufführungen, keine großen Konzerte. Und auch für den Herbst laufen die Planungen nur schleppend an. Einige Events weichen auf Online-Formate wie Video- oder Telefonkonferenzen aus, aber das Volumen ist nicht vergleichbar. „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht“, so die Aussage der Veranstalter. Als für alle sichtbare „Alarmstufe Rot“ wurden in der Nacht vom 22./23. Juni 2020 Event-Locations, Kongresshäuser und Spielstätten in roter Farbe angestrahlt.

Auch am Brandenburger Tor leuchtete es rot. „Wenn wir gut sind, dann nimmt man uns gar nicht wahr… Darum hat man uns jetzt übersehen“, sagte Torsten Dietz, soloselbständiger Veranstaltungstechniker, der die Aktion am Brandenburger Tor initiiert und dort mit seinen Kollegen als Symbol für die Event-Industrie zwei rot angestrahlte Dolmetschkabinen aufgebaut hatte. Seine kurze Ansprache wurde symbolisch von Vivi Bentin von Konferenzdolmetscher Berlin und Sara Campos Arnoldi verdolmetscht. Auch die Konferenzdolmetscher*innen müssen dramatische Einschnitte bei ihren Umsätzen verkraften. Daher hatte sich auch der Verband der Konferenzdolmetscher im BDÜ e. V. dem Protest angeschlossen.

Die Veranstaltungswirtschaft insgesamt ist einer der größten Sektoren der deutschen Wirtschaft und zählt rund 1 Million direkte Beschäftigte. Rechnet man die Kultur- und Kreativwirtschaft hinzu, so sind mehr als 3 Millionen Menschen betroffen.

Noch einigermaßen gut dran sind die wenigen festangestellten Techniker, die in Kurzarbeit geschickt wurden und somit zumindest bezahlt werden. Finster ist die Lage bei den am Brandenburger Tor mehrheitlich vertretenen freien Techniker*innen. Einige denken über Umschulungen nach, einer meint lakonisch: „Mach ich halt ne Imbissbude auf…“. Das wäre fatal, denn qualifiziertes und verlässliches Veranstaltungspersonal ist heiß begehrt. Sucht dieses sich nun gezwungenermaßen fachfremde Arbeit, ist der Personalmangel für die Zeit nach Covid-19 vorprogrammiert.

Foto/Bildnachweis: © Gwenola Walka

[footer_conditional]