Dolmetschen, wo andere schwimmen: Der Pool

Zwei Jahre Corona. Zwei Jahre vorwiegender Remote-Arbeit, gelegentlich aus dem Homeoffice, aber meistens aus dem Dolmetsch-Hub. Das war teilweise eine freudlose Zeit, denn als Dolmetscher:innen lieben wir den Kontakt zu den Auftraggeber:innen, Redner:innen und vor allem auch den Zuhörenden. Dennoch: Wenn ein Dolmetsch-Hub dank seiner Außerordentlichkeit die Laune heben konnte, dann dieser – der Pool!

Und das ist kein Witz: Es war ein echter Pool. Konkret im Spa- und Wellnessbereich des Hotels Esplanade in Berlin, der in Coronazeiten für die Gäste geschlossen war. Stattdessen hat dort die POOLgroup GmbH – der Name ist Programm – mehrere Dolmetschkabinen aufgebaut, die jeweils an unterschiedliche Online-Konferenzen angeschlossen werden können und von dort aus technisch betreut werden. Gerade neulich sind wir uns als Konferenzdolmetscher Berlin-Kolleginnen dort begegnet – beide für verschiedene Veranstaltungen im Einsatz – und fanden, eine Würdigung dieser nur durch Corona entstandenen Location sei mehr als angebracht, bevor hier demnächst wieder Menschen baden und entspannen.

„Bitte vor dem Betreten des Pools die Dusche benutzen“ – diese prominent platzierte Anweisung ist erst einmal ungewöhnlich vor dem Arbeiten. Und auch sonst hat man beim Arbeiten selten auf Rettungsringe und Rettungsstangen geschaut. Viele Wassermetaphern bekommen plötzlich im Hinblick auf die eigene Dolmetscharbeit eine ganz andere Dimension: „ins Schwimmen geraten“ – mag schon mal passieren. Auch beim Blick auf das Schild „Wassertiefe 1,35“ bekommt der Gedanken vom „Untergehen“ beim Dolmetschen eine ganz neue Tragweite. Oder die Vorstellung, „das rettende Ufer“ noch zu erreichen, denn so ein Dolmetscheinsatz gleicht ja tatsächlich des Öfteren dem bekannten „Sprung ins kalte Wasser“.

Etwas hallig ist es im Pool, wenig überraschend. Dafür sorgt der Blick auf Bilder mit Wasserlandschaften für eine angenehme, meditative Ruhe. Und so ganz unpassend ist dieses Sinnbild ja nicht, denn kaum fangen wir an zu dolmetschen, fühlen wir uns wieder wie „ein Fisch im Wasser“ – und reden die Teilnehmer:innen dann doch einmal „wie ein Wasserfall“, nun ja, dann heißt es: „Oberwasser behalten“.

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